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Shawn Mendes: Shawn Mendes (Albumkritik)

 

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Shawn Mendes: Shawn Mendes (Island)

 

 

Es ist Gesetz, dass jeder Teeny-Popstar irgendwann ein sehr öffentliches sexuelles Erwachen durchmacht, ob das nun Britney ist, die mit einer Schlange herumtollt, oder ob es wie bei den Justins Timberlake und Bieber mit Ausschweifungen und einer ganzen Reihe von Vergehen abläuft.

 

Die Persona eines jeden One Direction Mitglieds, das nu auf Solopfaden wandelt, kann wie folgt zusammengefasst werden: „Ja, ich habe jetzt Sex.“ Sogar Taylor Swift hat ihr Braves-Mädchen-Image aufgegeben und setzt auf Leder und ekstatisches Keuchen. Und nun hat es auch den 19-jährigen Shawn Mendes erwischt, einen engelsgleichen kanadischen Popstar, der gelegentlich weniger wie ein eigenständiger Künstler und mehr wie Justin Bieber nach einem „factory reset“ wirkte oder wie eine Schmalspurausgabe seines primären Einflusses, des berüchtigten Herzensbrechers John Mayer.

 

Wie soll ein junger, allem Anschein nach heterosexueller männlicher Songwriter nach #MeToo am besten sein sexuelles Verlangen kundtun? Online wird sofort über jeden Song und seinen Schöpfer hergezogen, dem es an Respekt für sein Thema oder die Gemeinschaft, die er repräsentiert, mangelt. Deshalb ist Mendes' Modus Operandi trotz der unzähligen jungen Frauen, die an seiner nackten Brust erwachen oder ihn fassungslos zurücklassen, wenn sie nach einem One-Night-Stand einfach verschwinden (“I thought you really felt this when we were talking about breakfast”) nichts als völliger Respekt. Verdammt, ist er respektvoll: “I don’t know what it’s like to be you”, singt er auf dem ernsten, folkigen „Like to Be You“ mit Julia Michaels im Duett. Und er ist auch „woke“: „In My Blood“ ist eine mitreißende Zurückweisung der Angst, während „Youth“, ein düsteres Duett mit Khalid, sich mit der Schwierigkeit befasst, in einer schwierigen Zeit jung zu bleiben.

 

Mendes’ frecher R&B ist ähnlich adrett – Robin Thicke mitentschieden nicht verschwommenen Linien, weniger „rock your body“ als vielmehr liebevolle Löffelchenstellung die ganze Nacht. Der Beginn des Albums ist abenteuerlustiger: die kitzelnde Gitarre von „Nervous“ erzählt die Geschichte ebenso gut wie sein leiblicher Gesang, und das Wechsel- und Zusammenspiel von Falsett und tieferem Backgroundgesang auf „Where Were You in the Morning?“ verstärkt seinen inneren Konflikt. Doch gegen Ende fängt Mendes’ Unterlippe an zu zittern und sein Feingefühl wird ein bisschen toxisch: Mädchen, die seine Liebe nicht erwidern, sind Gift, Flüche. „Perfectly Wrong“ ist extrem schwermütig. Sein Versuch Pop-Männlichkeit weniger „giftig“ zu machen, ist bewundernswert, doch als Hörer würde man sich etwas rauere Töne und ein paar Ecken und Kanten wünschen.

 

 

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